Mittwoch, 1. Mai 2013

... ein Freundschaftsdienst

Drei Männer entsteigen dem Auto, schlank und hochgewachsen, sehr schwarz gekleidet in Stoffe und Leder und schwere Schuhe. Der Erste hat einen Irokesen-Schnitt, der Zweite trägt Tuch um den Kopf und der Dritte ist vielfach gepierct in Lippen und Nase. Traum oder Wirklichkeit.

Sie haben Spaten und Spitzhacke dabei und einen Strauß roter Rosen. Sie tragen einen Karton, darin liegt zwischen Tüchern unter einem Herzkissen ein Katzenkörper. Der atmet nicht mehr und die Augen, die seit dem Morgen offenstehen, sehen nichts.

Traum oder Wirklichkeit. Am Zaun im Garten heben sie das Loch aus. Der Zweite kauert nieder und zupft blutrote Blütenblätter und bedeckt mit ihnen die frische braune Erde. Darauf bettet der Erste die Katze. Lea hat 19 Jahre gelebt. Er legt ihr eine letzte Rose auf die Augen. Der Dritte bedient den Camcorder.

Jetzt sagt der eine etwas und der andere holt das Iphone 5 heraus. Aus dem Lautsprecher erklingt Albinoni. Sie stehen und schauen hinab, zwei halten sich still an Händen. Dann füllen sie Erde über das tote Tier. Die Catwoman hat noch gelbe Stiefmütterchen, die pflanzen wir oben auf das Grab.

Sorry, unscharf

Es hat doch tatsächlich zu nieseln begonnen. Rauchen schwarz am Terrassentisch, plaudern, lachen, trauern. Der Erste zeigt ein getigertes Büschel Haare, das hat er mit der Schere aus Leas Fell geborgen. Drinnen im Wohnzimmer gibt es Kaffee. Dann Händeschütteln und Umarmung, sie fahren heim in die Stadt.

Ich selber begrüße die Lea nachts vor dem Einschlafen und erkläre ihr alles hier ganz genau: Lili und Lucy die Lebenden und Giligan, Agira und Knopfler die Gestorbenen. Traum oder Wirklichkeit. Nicht zu vergessen die, die anderswo schon lange ruhen: der göttliche Kimba, Momo, Merlin, Pippin, Ducesse, Fuchur, Koffer, die blöde Casi, Winzel, Freddy.

Ich mache Lea weis, im Nachbargarten hätten sie kürzlich einen Elefanten begraben.

8 Kommentare:

  1. Aha!


    Jetzt bin ich verwirrt, aber ich glaube, das war das Ziel;-(

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    1. So ein Text wirkt doch manchmal ganz anders als gewollt. Ich habe deshalb einige Details überarbeitet. Ein großer Rest surreales Schweben aber ist der gestrigen Stimmung nur angemessen.

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  2. Ich glaube:...die, die uns auf 2 oder 4 Beinen begleiten, haben eine Seele, je mehr und je länger wir sie lieben, umso größer. Nicht größer, weil wir ihrer Seele etwa Größe verliehen durch unsere Zuwendung, sondern, weil wir sie umso besser, umso tiefer, umso farbiger erkennen und wahrnehmen. Diese Liebe und diese Seele verdienen Trauer, ein Andenken und ein anständiges Begräbnis, wenn wir uns trennen müssen.
    Völlig egal, ob das ein Bericht aus Traum oder Wirklichkeit ist - er ist sehr anrührend. Und für mich gut & leicht nachzuempfinden. Da muss ich nicht dechiffrieren oder interpretieren. Nur fühlen...Damit bin ich völlig ausgelastet.

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    1. Ja, danke. In diesem Fall waren wir zum Glück nur Gastgeber für die Trauergesellschaft. Catfish

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  3. ...ein trauriges Deja vu für mich...Unser schwarzfelliges "Kind" Bryan war auch 19. Der kleine Kerl hat sogar in puncto Erkrankung mit mir sympathisiert. Wir haben damals am gleichen Tag eine sehr unschöne Diagnose erhalten.....ihr wisst schon, das blöde Schalentier....Er hat es leider nicht geschafft...

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    1. Ich hoffe ja für Sie, das liegt schon eine ganze Weile zurück!?

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    2. ...die neue persönliche Zeitrechnung begann Ende 2009..

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    3. Meine diesbezügliche (Schalentier) begann 1997 (glaub ich; es gibt ja doch auch ein gnädiges Vergessen).

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